„Du hörst schlecht!“ – einen solchen Satz hört wohl keiner gern. Verständlich, dass die meisten hierauf wohl direkt antworten würden: „Rede halt mal deutlicher! Du nuschelst doch so!“
In diesem Beitrag möchte ich euch über die Hintergründe dieser Botschaft aufklären und euch verdeutlichen, warum „schlecht hören“ für die unter uns, die wirklich einen Hörverlust haben so ein harter Ausdruck ist.
Wenn ihr in einem normalen Gespräch Schwierigkeiten habt euer Gegenüber zu verstehen ist euch, in eurem tiefsten Inneren bereits bekannt, dass Ihr schlecht hört. Ihr seid also aktiv dabei diese Beeinträchtigung in jeder Lebenssituation zu verstecken. Spricht euch nun einer auf dieses Problem an so fühlt ihr euch ertappt und nehmt automatisch eine Verteidigungshaltung ein. Aus einer solchen Haltung im Gespräch wieder raus zu kommen ist enorm schwierig und würde euch sehr viel Überwindung und Selbstkritik kosten. Da ist es einfacher alles zu leugnen und den Grund für das Missverständnis in allem Anderen außer bei euch selbst zu suchen.
Geschieht dies nun mehr als einmal oder sogar von einer Person die euch nahe steht, könnt ihr euch vorstellen wie schnell sich diese Situation festfährt. Solche Fälle kommen dann meistens in Doppelpack zu mir und starten direkt im Studio mit einem kleinen Schlagabtausch oder versuchen die Situation aus lauter Peinlichkeit ins Lächerliche zu ziehen. Dabei ist das gar nicht notwendig. An einem Hörverlust ist nichts peinlich. Und er macht einen auch ganz bestimmt nicht schwach oder verwundbar.
Hörbehindert? Ha! Ich nenne das Hörerfahren! So wie das Alter eine Zahl ist, die nicht die verbleibende Zeit angibt, sondern die vielen Jahre Lebenserfahrung, so ist auch das Hörvermögen eines Menschen ein Indiz dafür wie viel er erlebt hat! Heftige Partys? Schwere Jobs? Wehrdienst? Alles nichts für das man sich verstecken müsste! Auch wenn der Hörverlust durch einen Unfall, eine Krankheit oder ein sonstiges Ereignis plötzlich aufgetreten ist, ist das ein Zeichen dafür, was ihr erlebt, bzw. was ihr überlebt habt.
So, jeder der das liest wird jetzt wohl direkt aufspringen und sich ein Hörgerät kaufen. So einfach ist es natürlich nicht. Bringt ihr aber genau diese Sichtweise dem euch am Herzen liegenden Schlechthörer nahe, habt ihr den ersten Schritt getan.
Ich selbst habe in jungen Jahren, genauer gesagt mit 9 Jahren, meinen Hörverlust bekommen. Hat es mein Leben beeinflusst? Ja! Aber nicht im geringsten negativ. Klar der Anfang war schon schwer – vielleicht erzähle ich euch später mal drüber. Würde euch das interessieren? Lasst es mich in den Kommentaren wissen! – aber im Endeffekt bekam ich Hörgeräte (die konnten damals noch überhaupt nix cooles! Kein Bluetooth oder eine App, ha!) und das wars dann auch. Ich hab weiter gemacht und bin heute sehr dankbar darüber, was ich Alles erreicht habe. Auch dankbar für die Unterstützung meiner Eltern und meines Umfeldes.
Nachdem ihr eurem liebsten Schwerhörer nun die Angst vor dem Hörverlust selbst genommen habt müsst ihr ihn nur noch davon überzeugen, dass es heutzutage extrem praktisch ist ein Hörsystem zu tragen. Ich meine, wer hat schon die Möglichkeit überall und zu jeder Zeit Musik zu streamen oder ein schnelles Telefonat zu führen? Die Hörgeräte sind voll verbunden und eh im Ohr. Und dann hilft natürlich der Weg zum Hörakustiker. Die Verbesserung selbst zu hören überzeugt die Meisten diesen Schritt dann schlussendlich zu gehen. Wusstet Ihr, dass Hörsysteme selbst einen Normalhörenden unterstützen können? Sie erleichtern durch Ihre unzähligen Funktionen die Konzentration und statten uns quasi mit Superkräften aus!
Ein Hörverlust ist keine Krankheit, sondern eine Abnutzung. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass das Ohr bei einer Schädigung im Normalfall als aller erstes seine eingebaute Schutzfunktion verliert. Ist also einmal ein Hörverlust da wird dieser stärker und stärker, alleine das sollte überzeugen die Schutzfunktion des Ohres durch ein modernes Hörsystem übernehmen zu lassen. Denn irgendwann ist das auch Schluss und du hast dein Ohr erfolgreich zerstört.
Meine Kernaussage in diesem Beitrag ist, dass es vor allem darauf ankommt den Hörverlust nicht als Krankheit zu betrachten, sondern als Folge eines erfüllten Lebens.
Ein Hörverlust sollte sofort versorgt werden, damit man das verbleibende Hörvermögen möglichst lange schützt. Es bedarf Einfühlungsvermögen und Aufklärung um einen Schwerhörer erfolgreich aus der Verdrängung seines Problems abzuholen und ihm Möglichkeiten zur Verbesserung seiner Situation aufzuzeigen.
Und jetzt seid ihr dran: Was habt ihr schon probiert? War es erfolgreich? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.